“Der zehnte Herrscher des Osmanischen Reiches, Sultan Süleyman, genannt „der Gesetzgeben- de“, wurde gegen Ende des 9. Jahrhunderts des islamischen Kalenders Hicri geboren. Seine Herrschaftszeit fiel in das 16. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung, in eine Ära, in der es wichtige Entdeckungen und bedeutende Ereignisse gab, in eine Blütezeit der Menschheitsge- schichte. Es scheint, dass der Allmächtige viele Dinge, die sonst in Tausenden von Jahren machbar waren, in dieser Zeitspanne hat verwirklichen lassen, um ein weiteres Wunder zu vollbringen. Nachdem im Osten Kuteybe Bin Müslim hingerichtet worden war und im Westen Abdurrahman die Einheiten von El Fihri niedergeschlagen hatte, erstreckte sich die islamische Welt zwischen den Pyrenäen im Westen und der Wüste Gobi im Osten sowie zwischen dem Eismeer und dem Land der Kiptschaken von Nord nach Süd. Nach dem Tod von König Karl I. der Große und Harun Ar-Raşid gab es in der christlichen Welt, die den überwiegenden Teil des europäischen Kontinents ihr Eigen nennen konnte, kaum Ereignisse, die für die Menschheit von historischer Bedeutung gewesen wären – außer den Machtkämpfen unter den iberischen Diedochenreiche und den Kreuzzügen. Der geistige Stillstand und das stoische Leben der Gesellschaften dauerten bis ins 13. Jahrhundert, als Erfindungen und Entde- ckungen diesen ein Ende setzten. Der Schießpulver wurde in dieser Zeit erfunden, doch der Einsatz auf den Schlachtfeldern begann erst im 16. Jahrhundert. Der große türkische Khan, Sultan Mehmet der Eroberer, der das dunkle Mittelalter beendet und der Neuzeit Tür und Tor geöffnet hatte, führte im 14. Jahrhundert einige Veränderungen und Neurungen auf dem Gebiet der Artillerie ein, dank derer die Kanonen zu den perfektesten Waffen der Zeit wurden. Im 16. Jahrhundert begann man das Schießpulver auch für Gewehre zu verwenden. Die Soldaten auf dem Schlachtfeld waren mit den neuen Waffen in den Händen zu Todesengeln geworden und begannen Feuer zu speien. Timur Lenk, ein großer Staatsmann des 15. Jahrhunderts, hat es in dreißig Jahren harter Arbeit geschafft, auf dem Gebiet zwischen dem heutigen Izmir und der Mongolei, im Süden bis zum Land der Kiptschaken ein Reich zu errichten und es zu regieren. Er vereinigte auf diese Weise um die vierhundert Millionen Muslime unter seiner Fahne. Er hatte damit erreicht, dass seine Freitagspredigt im Süden sogar in Ägypten und im Jemen gehört wurden, im Norden wehte seine Fahne in Moskau und in Teilen Polens. Die Eroberungen Alexander des Großen hatte er weitgehend in den Schatten ge- stellt. Dann geschah es, dass Sultan Selim I., genannt „der Gestrenge“, im 16. Jahrhundert die Welt als zu eng für einen Padischah erachtet hatte. In seiner nur acht Jahre währenden Herrschaft hatte er nicht nur Ägypten, die gesamte arabische Welt und die östlichen Provinzen seinem Reich hinzugefügt, er sorgte nach seinem Ägyptenfeldzug auch dafür, dass das Kalifat – die Nachfolge des heiligen Propheten Mohammed – auf die Söhne Osmans überging. Er hat die Weichen für ein Weltreich – mithilfe der Macht des Islam – gestellt, für das Alexander, Dschingis Khan und Timur Lenk ihr Leben geopfert hatten. Er hat zudem die notwendi- gen Rahmenbedingungen dafür geschaffen. Die Entdeckung und Entwicklung des Buchdrucks, der die wichtigste Rolle bei der Kulturverbreitung und der Aufklärung gespielt hat, ist einer Person namens „Foster“ im 15. Jahrhundert zu verdanken. Dabei gelten „Fust“ und „Gutenberg“ als Entdecker, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht. Sie haben lediglich um die Mitte des 15. Jahrhunderts die vorhandene Technik weiterentwickelt, zum Beispiel statt der bis dahin verwendeten Holzformen mit Buchstaben ersetzt. Gutenberg hat, um mit seiner Arbeit erfolgreich zu sein, eine gemeinsame Firma mit Kapitalgebern gegründet, zuerst mit Fust, später mit Schoeffler. Doch weil es zu Unstimmigkeiten zwischen den Partnern gekommen war, war Gutenberg mit einer Reihe von Schwierigkeiten konfrontiert. Im 16. Jahrhundert hatte sich der Buchdruck in fast allen Teilen Europas etabliert. Wie schade nur, dass die islamischen Länder noch keine Ahnung von dieser Entdeckung hatten. Hätte es in Istanbul im 18. Jahrhundert kein Damat İbrahim Paşa und ein İbrahim Müteferrika gegeben, hätte sie auch weiterhin nichts davon erfahren.” (..)
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